Historisches

Manfried Reinig Oberst a.D.

Vor 80 Jahren „Operation Merkur“ - die Eroberung der Insel Kreta.
Der nachfolgende Vortrag zu diesem Unternehmen wurde vor 40 Jahren von mir in Frankreich gehalten. Der Anlass war im Jahr 1980 ein Hinweis von General Fayette auf diese Operation, da würden einige Fragen auf mich zukommen. Nach Recherchen und Studium von Literatur habe ich mich dann entschlossen, in die Offensive zugehen und einen Vortrag anzubieten. Nach etwa einem halben Jahr Vorbereitung fand der Vortrag im Mai 1981 im großen Kinosaal der ETAP in Pau statt. Die dazu verwendeten Bilder, Skizzen und Dias fehlen hier. Da der Vortrag von mir direkt französisch geschrieben wurde, musste er in die ins Deutsche übersetzt werden, das erfolgte jetzt in Dresden im Militär Historischen Museum. Er soll auch Hinweise geben für die 2021 geplante Sonderausstellung.
Der Vortrag wurde von mir in Frankreich fünf Mal gehalten, nach Anforderung und in Anwesenheit der jeweiligen Kommandeure. Er zeigt den Ablauf der Geschehnisse, die besonderen Umstände und im Schwerpunkt eine Analyse der Kampfhandlungen auf beiden Seiten, aus denen sich lehrreiche Schlüsse ziehen lassen.
.

Operation MERKUR

Die Eroberung Kretas
(vom 20. Mai bis zum 01. Juni 1941)

 

„Die Operation auf Kreta war der Sieg der Kühnsten“, sagte Reichsmarschall Göring im Juni 1941.

„Diese Operation gehört zu den brillantesten Schlachten der Weltgeschichte; wir haben sie zweifelsohne verloren“, so Churchill zur gleichen Zeit.

Einige Jahre später schrieb Churchill in seinen Memoiren:
„Göring errang auf Kreta nur einen Pyrrhussieg“.

Welches der drei Zitate entspricht der Wahrheit?

Dieser Vortrag ist einer der erbittertsten Schlachten zwischen Alliierten und Deutschen im Zweiten Weltkrieg gewidmet.
Die Operation MERKUR dauerte insgesamt zwölf Tage, doch die Entscheidung fiel innerhalb von zwei Tagen. Jedoch stand ihr Ausgang zweimal auf der Kippe. Am Ende der Operation waren die menschlichen Verluste höher als beim gesamten Balkanfeldzug.

Mein Vortrag gliedert sich in drei Teile:

  1. Die geografische und strategische Bedeutung der Insel Kreta aus der Sicht beider Seiten
  2. Aufbau und Durchführung der Operation
  3. Bilanz und einige Lehren

 

Die strategische Lage

Es erübrigt sich, an dieser Stelle daran zu erinnern, wie und weshalb die Deutschen im April 1941 in Jugoslawien und Griechenland eingefallen sind. Mit der sehr schnellen Besetzung von Jugoslawien und Griechenland hatte man einen wichtigen Erfolg erzielt. Die britischen Truppen in Griechenland waren ausgeschaltet worden und verloren somit ihre letzte Basis auf dem europäischen Festland. Sie konnten die in Russland operierenden deutschen Truppen nicht mehr im Rücken angreifen, denn bereits zu diesem Zeitpunkt war Hitlers Entschluss, Russland anzugreifen, gefallen.

Doch es gab noch ein weiteres Ziel, das das deutsche Oberkommando und insbesondere Hitler unbedingt erreichen wollte, denn letzterer hatte trotz zweifelhafter strategischer Talente zumindest begriffen, dass die Erdölfelder in Rumänien für das unter der Blockade leidende Deutschland lebenswichtig waren. Während des gesamten Krieges waren einige seiner Entscheidungen von der Absicht geleitet, das Becken von Ploieşti zu sichern und vor Luftangriffen zu schützen. Ebenso war es Hitlers Ölstrategie, die ihn 1942 bis tief in den Kaukasus vordringen ließ.
Nun aber konnten die britischen Bomber Ploieşti von Kreta aus angreifen. Und 1941 konnten sie es aufgrund der Reichweite der Flugzeuge nur von Kreta aus tun.
So wurde diese Insel zum strategischen Spielball zwischen den Kriegführenden. Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Briten nach dem Verlust Griechenlands die 700 km nördlich von Alexandria und 350 km von Tobruk entfernt liegende Insel Kreta um jeden Preis halten wollten. Kreta war für sie eine Basis, von der aus sie entweder Griechenland oder das italienische Hoheitsgebiet selbst oder schließlich und vor allem die rumänischen Erdölfelder bedrohen konnten.
Auch die Ankerplätze der britischen Flotte in der Souda-Bucht boten dieser eine Basis, von der aus sie den Feind pausenlos bekämpfen konnten. Sicherlich spielte die Insel für die Aufrechterhaltung der britischen Vorherrschaft im Mittelmeer eine zentrale Rolle. Würden jedoch die Deutschen dort Stellung beziehen, wäre dies eine Gefahr für Ägypten und Zypern und würde die britische Marine im gesamten östlichen Mittelmeerbecken erheblich bedrohen. Der Besitz der Stützpunkte auf Kreta könnte außerdem die Flugrouten Richtung Nordafrika verkürzen.

Jedoch stellte dieser Teil Kretas in Hitlers Denken einen Nebenkriegsschauplatz dar und die Operation MERKUR diente lediglich der Unterstützung der Operation BARBAROSSA.
BARBAROSSA war der Codename für den Angriff auf Russland, der am 22. Juni 1941 begann.

Hitler, dessen Blick vor allem auf den Osten gerichtet war, sah in der Besitznahme Kretas eine Möglichkeit die Südostflanke durch Abriegelung der Ägäis und Schutz der griechischen Küste ausreichend zu sichern. Die Erklärungen Hitlers vom 12. Mai 1941 zeigen, wie wenig er sich für diese Region interessierte: „All unsere Bemühungen müssen darauf ausgerichtet sein, diese Region mit möglichst vielen Kräften zu verlassen und Italien den Schutz dieser Region zu überlassen.
Nach Abschluss der Operation MERKUR werden wir nur die zur Sicherung des Stützpunktes des (XI.) Fliegerkorps und des Bereichs Saloniki erforderlichen Bodentruppen in Griechenland belassen.“

Während die militärischen Führer Kreta als Basis für nach Nordafrika und dem Nahen Osten ausgerichtete Operationen sahen, sprach Hitler nur von einem guten Ausgang des Balkanfeldzuges.

 

Geografie

Als Wachposten an der Zufahrt zur Ägäis war Kreta schwer zu verteidigen.
Geografisch gesehen besteht Kreta aus einer langen und schmalen Gebirgskette mit einer Länge von 275 km und einer Breite von 32 bis 48 km. Diese erhebt sich im Süden steil aus dem Meer und fällt im Norden zu einer engen Ebene an der Küste flach ab, die von einer einzigen Straße gesäumt wird. Diese Straße verbindet die wichtigsten Städte der Insel und zwar Chania, Rethymno und Heraklion von West nach Ost. Zu Friedenszeiten gab es einen Flugplatz in Heraklion. Zwei weitere kleinere Flugplätze wurden von den Briten in Maleme und Rethymno errichtet. Die Engländer hatten ab Dezember 1940 eine kleine Garnison auf der Insel eingerichtet, von wo aus sie Kräfte nach Griechenland verlegten.

Verteidigungsvorbereitungen

Die Briten begannen also im Laufe des Winters 40/41 mit dem Ausbau von Verteidigungsstellungen auf Kreta und stationierten dort einen Teil der im April 1941 vom griechischen Festland abgezogenen Truppen. Am Ende befanden sich 32.000 Briten und 10.000 Griechen auf der Insel. Nichtsdestotrotz darf diese Zahl nicht darüber hinwegtäuschen, dass die aus Rekruten bestehenden griechischen Einheiten keine Transportmittel, so gut wie keine Waffen und Ausrüstung und auch keine Nachschubquelle besaßen. Im Übrigen gab Churchill in seinen Memoiren zu, dass die vom griechischen Festland abgezogenen britischen Truppen nichts hatten, in gewissem Maße desorganisiert waren und keinen hohen Einsatzwert mehr hatten.

Angriffsvorbereitungen

Aufgrund seiner politischen Absichten setzte Hitler sehr enge zeitliche Grenzen für die Erarbeitung der militärischen Pläne, zu eng angesichts der militärischen Erfordernisse eines solchen Unternehmens.
Am 13. Dezember 1940 unterschrieb Hitler die Weisung für den Feldzug gegen Griechenland (Unternehmen MARITA).
Am 18. Dezember 1940, also fünf Tage später, unterschrieb er die Weisung für den Russlandfeldzug (Unternehmen BARBAROSSA).
Am 25. April 1941 erließ Hitler die Weisung zur Besetzung von Kreta – am 20. Mai begann der Angriff.

Nachfolgend ein Auszug aus dieser Weisung:

  1. Es müssen Vorbereitungen für die Besetzung Kretas getroffen werden, damit die Insel als Basis für den Luftkrieg gegen England (im östlichen Mittelmeer) dienen kann.
  2. Ich beauftrage den Generalstabschef der Luftwaffe mit der Führung der Operation. Ihm stehen dazu Luftlandetruppen und im Mittelmeer stationierte Verbände der Luftwaffe zur Verfügung.

Die Rolle der Marine bleibt unerwähnt und das nicht ohne Grund. Denn die deutsche Marine verfügte über keine nennenswerten Kräfte im Mittelmeer. Ihr Verbündeter, die italienische Marine, erlitt im November 1940 in TARENT und am Kap MATAPAN gegen die britische Marine schwere Verluste.
Sie wurde sicherlich nicht vollkommen ausgeschaltet, aber ihre Bedeutung und insbesondere ihre Initiative wurden erheblich in Mitleidenschaft gezogen.

Verteidigungspläne

Die Führung des britischen Kriegsschauplatzes im Mittelmeer musste einen erheblichen Bedarf in Libyen, Griechenland und im Nahen Osten decken. So konnte sie nur einen Teil ihrer bereits begrenzten Mittel für die Verteidigung Kretas bereitstellen. Die Artillerie war praktisch nicht vorhanden; die Flugabwehr war unbedeutend; es gab nur ca. hundert Fahrzeuge (darunter nur 27 Lkw) und einige veraltete Panzer. Die auf der Insel vorhandenen Mittel der Luftwaffe waren verschwindend gering. Hinzu kam ein eklatanter Mangel an Funkmitteln (ohne die die Führung moderner Operationen unmöglich ist).
Am 28. April 1941 traf der Befehlshaber des neuseeländischen Expeditionskorps, General Freyberg, während der Evakuierung Griechenlands auf Kreta ein. Ihm wurde das Kommando über sämtliche alliierte Truppen (einschließlich der griechischen) auf der Insel übertragen. General Freyberg war ein sehr dynamischer Befehlshaber und konnte deshalb den aus Griechenland herangeführten Kräften schnell wieder Mut machen.
Er begriff, dass die drei Flugplätze sowie die Region der Souda-Bucht wesentlich für die Verteidigung der Insel waren und organisierte deshalb die Verteidigung von diesen vier Sektoren aus. Seine Verteidigungsstrategie sah wie folgt aus:

  • Sektor Maleme: die 2. neuseeländische Division,
  • Sektor des Bereichs von Souda: verschiedene Einheiten, ca. 15.000 Mann,
  • Sektor von Rethymno: die 19. australische Brigade,
  • Sektor von Heraklion: die 14. britische Brigade.

General Freyberg verzichtete auf die Bildung einer starken zentralen Reserve, da diese angesichts unzureichend ausgebauter Wege und der Bedrohung durch die starke Luftüberlegenheit der Deutschen nicht schnell genug verlegt werden könnte.

Nachfolgend einige Anmerkungen zur Royal Navy und zur Royal Air Force.
Die aus Griechenland eintreffenden Teile der Royal Air Force waren in einem technisch bedenklichen Zustand.
Nach der Eroberung der Lufthoheit durch die Deutschen wurden die letzten Flugzeuge am 19. Mai nach Ägypten zurück verlegt.
Letztendlich wurde nichts dafür getan, um die Flugfelder und die Landebahnen zu verminen oder zu sperren – eine Nachlässigkeit, die die Briten teuer zu stehen kommen sollte.

Der britische Nachrichtendienst leistete hingegen hervorragende Arbeit. Die detaillierten Operationspläne einschließlich des wahrscheinlichen Angriffsdatums waren seit dem 6. Mai 1941 bekannt, was natürlich die Arbeit von General Freyberg erleichterte.
General Freyberg ging in der Tat von einem Beginn des deutschen Angriffs am 17. Mai aus. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Verteidigungstruppen auf der Insel in Alarmbereitschaft versetzt. Man rechnete jeden Tag damit, dass der Angriff in den frühen Morgenstunden beginnen würde, und der deutsche Angriff begann in der Tat am Morgen des 20. Mai.

 

Angriffsplanung

Für den Angriff Kretas standen der deutschen Führung die folgenden Kräfte zur Verfügung:

  • Flieger-(Luftlande)-Korps, verstärkt,
  • Fliegerkorps,

Zur Auftragserfüllung wurden zwei gegensätzliche Optionen von den ras und den Fliegern vorgeschlagen.
Die Luftwaffe entschloss sich für einen Kompromiss:
„Eroberung der Insel durch zeitlich gestaffelte Besetzung der vier wichtigsten Punkte, um einen umfangreichen Schutz durch die Luftstreitkräfte zu ermöglichen und zwar in den Morgenstunden der westliche Teil (Maleme und Chania) – hier sollte der Schwerpunkt liegen – und am Nachmittag der östliche Teil (Rethymno und Heraklion).“

Die Deutschen wichen damit ausnahmsweise von dem ihnen so wichtigen Grundsatz des Schwerpunkts ab, dem zufolge sämtliche Kräfte und Mittel an einem Ort zur Schwerpunktbildung zusammengefasst werden, um den Auftrag zu erfüllen.
Zur Umsetzung dieser Entscheidung wurde die verstärkte 7. Fallschirmjäger-Division in drei Gruppen aufgeteilt:

  1. Die Gruppe West sollte mit dem verstärkten Luftlande-Sturm-Regiment den Flugplatz von Maleme durch einen Handstreich einnehmen und diesen dann für die späteren Landungen halten;
  2. Die Gruppe Mitte sollte
    • mit dem III. Fallschirmjäger-Regiment Chania und Souda einnehmen, um die dort stationierte oberste militärische Führung zu lähmen und den Hafen unbrauchbar zu machen,
    • in einer zweiten Welle die Stadt und das Flugfeld von Rethymno mit dem II. Fallschirmjäger-Regiment besetzen;
  3. Die Gruppe Ost sollte mit dem I. Fallschirmjäger-Regiment in einer zweiten Welle den Flugplatz und die Stadt Heraklion einnehmen und den Flugplatz für die spätere Anlandung der Hauptkräfte der 5. Gebirgs-Division halten.

Bevor ich nun auf die eigentliche Schlacht zu sprechen kommen, schlage ich Ihnen vor, einen Auszug aus einem deutschen Film aus dieser Zeit anzuschauen.

Der Film beginnt mit einer Parade der Fallschirmjäger, die am Balkanfeldzug teilgenommen haben.
Kreta ist immer noch im Besitz der alliierten Kräfte.
Der Kommentator erläutert die strategische Bedeutung der Insel. Er erwähnt die besonderen Schwierigkeiten einer Landung, die zunächst nur aus der Luft erfolgt ohne Unterstützung am Boden oder auf See. Er betont die Notwendigkeit einer minutiösen Planung.
Am 20. Mai werden die Flugfelder von Rethymno und Heraklion sowie im Schwerpunkt der Flugplatz von Maleme angegriffen.
Nachdem die Soldaten an Bord gegangen waren, starteten die Ju-52 in Richtung der zugewiesenen Ziele. Sie wurden durch Angriffe von Jagdbombern auf die alliierten Verteidiger unterstützt. Weitere Wellen starteten, weitere Fallschirmjäger sprangen ab. Am Boden angekommen, sammelten sie sich und griffen unverzüglich an. Ihr Vormarsch wurde durch die Inbesitznahme feindlicher Lkws beschleunigt. Damit war der Flugplatz von Maleme eingenommen. Nun konnten die Soldaten der 5. Gebirgsdivision transportiert werden. Sie trugen ihre übliche Uniform trotz 40°C Hitze …

 

Die Schlacht

Der Beginn der Schlacht lässt sich wie folgt zusammenfassen:

  1. Die Luftlandungen am 20. Mai 1941 wurden durch Angriffe des VIII. Fliegerkorps gemäß einem genauen Zeitplan gegen die oben genannten Flugplätze unterstützt, um den Feind kampfunfähig zu machen und an den Absetzpunkten auszuschalten.
  2. Die britischen Widerstandszentren werden nur leicht getroffen und die Verteidigung erweist sich von Anfang an als wirksam.
  3. Mit dem Absetzen der ersten Welle wird um 07.15 Uhr begonnen. Die Lastensegler und Fallschirmjäger sahen sich einer heftigen feindlichen Verteidigung ausgesetzt, was zu schweren Verlusten und einem um 3 ½ Stunden verspäteten Abheben der zweiten Welle führte.
    Die Transportflugzeuge trafen unkoordiniert an ihre Zielorten ein. Die Fallschirmjäger wurden in der Nähe von Rethymno und Heraklion innerhalb von weniger als drei Stunden abgesetzt, was erneut zu schweren Verlusten führte.

Am 20. Mai stellte sich die Lage auf deutscher Seite um 20.00 Uhr wie folgt dar:

  1. 000 Soldaten wurden abgesetzt.
  2. Keines der für den Tag gesteckten Ziele wurde erreicht.
  3. Der Flugplatz von Maleme wurde nicht besetzt. Das Luftlande-Sturm-Regiment erlitt schwere Verluste. Es konnte jedoch ein kleiner Brückenkopf gebildet werden. Das Sturm-Regiment hoffte, am nächsten Tag, dem 21. Mai, den Flugplatz trotz allem von diesem Brückenkopf aus zu erobern.
  4. In Chania wurde das Angriffsziel nicht erreicht. Das III. Fallschirmjäger-Regiment erlitt schwere Verluste und musste zur Verteidigung übergehen.
  5. Keine Neuigkeiten vom II. Fallschirmjäger-Regiment in Rethymnon.
  6. In Heraklion erlitt das I. Fallschirmjäger-Regiment schwere Verluste und musste zur Verteidigung übergehen.

Der kommandierende General des XI. Fliegerkorps Student sah sich in seinem Gefechtsstand in Athen einer ernsten wie auch unerwarteten Lage gegenüber. Das einzige, was jetzt wirklich zählte, war die Eroberung mindestens eines Flugplatzes, um die Landung der 5. Gebirgs-Division durchführen zu können. Gemäß den vorhandenen Informationen konnte dies nur der Flugplatz von Maleme sein.
Auf der Grundlage dieser Analyse traf General Student um 22.00 Uhr ohne genaue Kenntnis der Lage eine neue Entscheidung:

  1. Aufgabe des Plans, die Hauptkräfte der 5. Gebirgs-Division in Rethymnon und Heraklion abzusetzen.
  2. Verlagerung des Schwerpunkts nach Maleme, um dort den Angriff mit allen verfügbaren Kräften fortzusetzen.
  3. Alle anderen Einheiten sollten nur insoweit unterstützt werden, als dies zur Haltung der Stellungen erforderlich war.

Die Lage in Maleme

Wie sah die Lage im Bereich Maleme aus, das am Abend des 20. Mai zum Zentrum der Operationen geworden war?

Die Briten konnten ihre Stellungen halten und die deutschen Angriffe abwehren.
Sie setzten das „Bn 22“ zur Verteidigung des Flugplatzes und des Ortes Maleme ein.
Das „Bn 23“ sollte die Stellung einer Artilleriebatterie sichern, am allgemeinen britischen Gegenangriff teilnehmen oder den Platz des „Bn 23“ einnehmen, sofern dieses allein den Gegenangriff führen muss.
Der Brigadegefechtsstand befand sich am östlichen Flügel der Stellungen. Das Sturm-Regiment sollte das Flugfeld von Maleme und die umliegenden Anhöhen erobern.

Die Luftaufklärung (hier ein Foto aus großer Höhe)

Man kann nur einige Stellungen der Flugabwehrartillerie erkennen (beiderseits der Start- und Landebahn und auf dem südlichen Bergkamm). Der Regimentskommandeur hatte die Wahl, seine Fallschirmjäger in einem nahezu feindfreien Gebiet, d.h. weit vom Flugplatz entfernt, oder direkt auf der Höhe 107 und den Flugplatzanlagen abzusetzen. Er riskierte die 2. Option.
Das deutsche Sturm-Regiment begann um 07.00 Uhr mit dem Angriff zur Eroberung des Flugplatzes von Maleme und der umliegenden Anhöhen. Ein aus mehreren Vorauskommandos bestehendes Bataillon griff mit seinen Lastenseglern die aufgeklärten feindlichen Stellungen an, insbesondere die Batterien der Flugabwehrartillerie. Drei Fallschirmjäger-Bataillone wurden mit Hilfe von 200 Transportflugzeugen an den genannten Orten abgesetzt, ein Bataillon als Reserve im Westen (in Blau dargestellt), doch fast alle Absetzmanöver aus 100 Metern Höhe fanden inmitten der feindlichen Stellungen statt. Während der Landung, die 30 Sekunden dauerte, konnten die Verteidiger den Fallschirmjägern schwere Verluste zufügen.

Viele Soldaten wurden getötet, bevor sie am Boden ankamen. Die anderen mussten sich mit Granaten und Pistolen bis zu den Waffenbehältern durchkämpfen.

Die ersten Handlungen der Fallschirmjäger bestanden also in einem Nahkampf (Einzelkampf). Anschließend bildeten die Überlebenden kleine Gruppen zur Kontaktaufnahme untereinander und zum Ausbau der Stellungen mit dem Ziel der Auftragserfüllung. Am 20. Mai versuchten die Fallschirmjäger den gesamten Tag über vergeblich, die Höhe 107 einzunehmen, die den Zugang zum Flugplatz von Maleme bestimmte. Doch die Neuseeländer, die den Flugplatz von Maleme verteidigten, konnten alle Angriffe abwehren.
In dieser Situation gelang es dem Luftlande-Sturm-Regiment die Höhe südlich zu umgehen. Die Fallschirmjäger konnten schließlich den Angriff von Norden aus mit Unterstützung der Luftwaffe fortsetzen und die Schutzbauten am nördlichen Rand des Flugplatzes ausschalten.

Am Abend sah die Lage des Regiments wie folgt aus:

  • Der Regimentskommandeur, Generalmajor Meindl, war kampfunfähig.
  • Das 1. Bataillon war fast vollständig vernichtet.
  • Das 2. Bataillon griff in Richtung der Höhe 107 an, doch der Angriff kam nicht voran.
  • Das 3. Bataillon war vollständig vernichtet.
  • Das 4. Bataillon war im Begriff, den Flugplatz anzugreifen.

Die Truppe war aufgrund von Hitze und Durst erschöpft und es gab kaum Munition.

Die Verbindung zur Division und zum Fliegerkorps über Notfunkgeräte war nur schwer aufrechtzuhalten.

 

Am Abend wurde die strategische Höhe 107 südwestlich umgangen.

 

Die Lage der Briten

Das 22. Bataillon stand den gesamten Tag im Zentrum der erbitterten Kämpfe und erlitt schwere Verluste. Die Soldaten sind erschöpft und haben keine Munition.
Das Bataillon hat keine Verbindung mehr zum 21. und 23. Bataillon.
Um 20.00 Uhr bemerkt der Bataillonskommandeur, dass er südlich umgangen wird. Er bittet daraufhin die Brigade um die Genehmigung, seine Front verkürzen zu dürfen. Diese Bitte wird ihm gewährt.
Das (22.) Bataillon zieht sich daraufhin zurück und bezieht eine neue Verteidigungsstellung zwischen dem 21. und 23. Bataillon. Was für ein folgenschwerer Fehler der Briten. Am Morgen des zweiten Kampftages besetzen die Deutschen um 03.00 Uhr kampflos die Höhe und kontrollieren damit sämtliche Zugänge zum Flugplatz.
Das ist der Schlüssel zum Erfolg der Operation. In der Zwischenzeit fassen die Deutschen im Raum Athen die letzten Elemente der Fallschirmjäger-Division zusammen, um sie nach Maleme zu schicken. In den frühen Morgenstunden wurden die Verstärkungskräfte in der Umgebung des Flugplatzes abgesetzt und kämpften mit Leib und Seele.
Am Vormittag des 21. Mai war der Flugplatz von Maleme trotz der Eroberung der Höhe 107 weiterhin heftigem Infanterie- und Artilleriefeuer der Neuseeländer ausgesetzt. Die Landung der 5. Gebirgs-Division an diesem Ort gemäß dem neuen Operationsplan musste verschoben werden.
Im Laufe des Nachmittags wurden weitere Fallschirmjäger zur Verstärkung westlich von Maleme abgesetzt.
Durch ihr Eingreifen konnte der Flugplatz vollständig eingenommen und die Ortschaft Maleme besetzt werden.
Anschließend verließen die Transportflugzeuge mit den ersten Elementen der 5. Gebirgs-Division sogleich Athen. Ein Gebirgsjäger-Bataillon konnte trotz des immer noch heftigen Artillerie- und MG-Feuers landen.

Diese Operation endete mit dem Verlust von ca. 20 Ju-52. Der Regimentskommandeur in Maleme verfügte somit am Abend des 21. Mai über ein neues Bataillon, das er einsetzen konnte.
Für diesen Einsatz gab es für ihn zwei Optionen:

  • eine gefahrlose Option: Verstärkung der Verteidigung des eroberten Geländes bis zum Eintreffen neuer Kräfte am nächsten Tag,
  • eine riskante Option, die im Fall des Gelingens ein voller Erfolg wäre: Fortsetzen des Vormarschs der Fallschirmjäger in der Nacht in östlicher Richtung und Angriff der Gebirgsjäger am nächsten Tag entlang des Gebirgszuges in der Tiefe des britischen Dispositivs um die Artilleriebatterien auszuschalten.

Der Regimentskommandeur entschied sich für die zweite Option.

Am nächsten Tag drangen die Gebirgsjäger ins Gebirge vor und brachen nach einem achtstündigen Marsch in die Tiefe des neuseeländischen Dispositivs ein. Bis zum Abend des dritten Kampftages trafen weitere Verstärkungskräfte unter Artilleriebeschuss und dem Beschuss von einigen Artilleriebatterien mit zwei weiteren Gebirgsjägerbataillonen in Maleme ein. An diesem Tag landete alle drei Minuten ein Transportflugzeug. Neben der Landebahn und am Strand lagen die Trümmer von 123 Transportflugzeugen, die von der britischen Artillerie zerstört worden waren, doch diese wurde schließlich selbst am gleichen Abend ausgeschaltet.
Ab diesem Tag griffen die Deutschen pausenlos an, indem sie die britischen Stellungen unaufhörlich umfassten. Sie nutzten Abhänge, die eigentlich als unzugänglich galten, und die Kämpfe hatten nun eher den Charakter eines Kriegs im Gebirge.
Am 23. Mai drangen die Deutschen bis Platanias vor. Am gleichen Tag gelang es ihnen auch, die Verbindung zum westlichen Teil der Gruppe Chania wieder herzustellen.
Am 24. Mai stießen zwei Gruppen Gebirgsinfanteristen nach Süden und Westen vor und lieferten sich erbitterte Kämpfe, insbesondere mit den kretischen Freischärlern. Im Osten gelang es den Alliierten zunächst, den deutschen Angriff von ihren stark ausgebauten Stellungen auf den Höhen von Galatas aus zu verzögern. Doch Galatas wurde am späten Abend des 25. Mai aufgrund der deutschen Lufthoheit eingenommen.
Die Alliierten starteten einen letzten heftigen Gegenangriff. Dabei gelang es ihnen, in die Stadt Galatas einzudringen. Sie mussten die Stadt jedoch nach einer Nacht mit blutigen und für beide Seiten verlustreichen Kämpfen ab dem Morgen des 27. Mai räumen.
Hier nun der zweite Teil des Films. Ich habe Ihnen diesen Teil bereits erläutert.

Am Mittag des 27. Mai wurde die Hauptstadt Chania besetzt. Am 28 Mai wurde der östliche Teil der Gruppe Mitte Ost nahe Rethymnon frei gekämpft und am gleichen Tag die Verbindung zur Gruppe Ost in Heraklion hergestellt.
(Am gleichen Tag landet ein italienischer Verband im Osten der Insel an und nimmt an den Kämpfen teil). Wie im Film zu sehen war.

Am Morgen des 26. Mai war für General Freyberg klar, dass der Verlust von Kreta nur noch eine Frage der Zeit war. Er erteilte deshalb den Befehl zur Vorbereitung der Evakuierung am nächsten Tag, dem 27. Mai. Als einzigen Einschiffungsort gab er den kleinen Fischerhafen von Skafia an, wo es den Alliierten gelang, ca. 28.000 Männer in vier Einheiten einzuschiffen, eine beachtenswerte Leistung.
Am 1. Juni wurde jedoch auch Skafia eingenommen und die letzten 5.000 Alliierten kamen in Kriegsgefangenschaft. Am Abend des gleichen Tages teilte der Befehlshaber der Luftflotte 4 dem Generalstabschef der Luftwaffe folgendes mit:
„Auftrag ausgeführt; seit heute ist Kreta feindfrei“.

 

Bilanz und einige Lehren

Nachfolgend eine Bilanz der Kämpfe. Die folgenden Kräfte waren an den Kämpfen auf Kreta beteiligt:
Die Flieger-Division verlor insgesamt 55% ihres eingesetzten Personals, davon ein Drittel Verwundete und zwei Drittel Gefallene und Vermisste. In der Theorie gilt, dass eine gute Einheit höchstens 25% ihres Personals verliert und dass ein Verlust von 33% einem Außergefechtsetzen gleichkommt.

Einige Überlegungen zu bestimmten Punkten

Bevor ich auf einige Punkte, die eine besondere Erläuterung verdienen, zu sprechen komme, möchte ich auf die Luftlandeoperationen im Allgemeinen und die Operation MERKUR im Besonderen zurückkommen.

Sämtliche Operationen der Luftlandetruppen in den Niederlanden, in Norwegen und in Korinth verliefen in der Vergangenheit immer in zwei Phasen:

  1. Phase: Überraschungsangriff von Fallschirmjägern auf einen strategischen Punkt, eine Schlüsselstellung in der Tiefe des feindlichen Dispositivs.
  2. Phase: Nach einer örtlich begrenzten Verteidigung werden diese Kräfte von klassischen Kräften, d.h. Panzertruppen, frei gekämpft, die dort wieder zu den Fallschirmjägern stoßen sollen.

Der Operationsplan MERKUR sah jedoch vor, dass die Fallschirmjäger- und Luftlandetruppen einen Brückenkopf bilden sollten (in einer ersten Phase) und anschließend (in einer zweiten Phase) selbst die Eroberung der gesamten Insel starten sollten. Ein solch schwieriges Unternehmen erforderte eine minutiöse Planung.

Die Vorbereitung

  1. Die Besetzung von Kreta ist ein hervorragendes Beispiel für das Zusammenspiel von Land-, See- und Luftoperationen. Diese bereits in ihrer Ausführung schwierige Operation erforderte eine sehr genaue Planung. Doch die Entscheidung zur Besetzung von Kreta wurde erst drei Wochen vor der Durchführung getroffen.
  2. Dies führte zu einer übereilten Vorbereitung mit schwerwiegenden Fehlern wie beispielsweise eine schlechte Berechnung der Zeitspannen für die Betankung der Transportflugzeuge oder die Außerachtlassung geografischer Faktoren wie die Folgen des Starts von Flugzeugen auf trockenen und staubigen Flugbahnen. Deshalb und wegen der von der ersten Welle auf den Startbahnen verursachten Staubwolken mussten die nachfolgenden Starts und Landungen verschoben werden. Dieser Vorfall brachte die Flugpläne durcheinander.
    Die extrem kurzen Fristen erklären auch, weshalb die Gebirgsjäger keine dem Klima angemessenen Kampfanzuge bekommen konnten.

 

Die Überraschung auf strategischer Ebene

Die Deutschen konnten die Briten nicht überraschen. Die Zusammenfassung der Fallschirmjägereinheiten und ihrer Mittel, insbesondere die Lastensegler, die Verlegungen quer durch Europa bis nach Griechenland sowie die Konzentration von Transportflugzeugen waren dem britischen Geheimdienst seit den ersten Maitagen bekannt.
Die Briten kannten den Zeitpunkt des Angriffs sowie den Angriffsplan.
Auch auf taktischer Ebene konnten die Angreifer die feindliche Verteidigung nicht überraschen. Durch die Manöver der Luftstreitkräfte waren die Briten vorgewarnt und rechneten seit mehreren Tagen mit einem Angriff.
Da es zu wenige Transportflugzeuge gab, konnten die Fallschirmjäger nicht an allen vier Punkten gleichzeitig abgesetzt werden und der Sturmangriff fand nachmittags im Osten der Insel statt. Und hier war der britische Gegenschlag noch heftiger. Aufgrund der bereits erwähnten chaotischen Flugpläne und der Absetzmanöver am Nachmittag trafen die neuen Kräfte und Mittel nur tröpfchenweise ein und wurden durch die Jagdbomber nur schlecht gesichert.
So landeten die Deutschen nicht in der richtigen Gefechtsformation und die massierte Wirkung kam nicht zum Tragen.
Die Verteidiger befanden sich aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse in einer guten Lage. Ihre Stellungen waren gut ausgewählt und gut getarnt hinter Felsen oder unter Olivenbäumen. Die Flugfelder und das für ein Absetzen der Fallschirmjäger günstige Gelände wurden wirksam durch ihr Feuer abgedeckt. Hinzu kam, dass die Deutschen glaubten, es mit einer demoralisierten und ungeordneten Truppe zu tun zu haben. Doch die Briten erholten sich unter dem Einfluss von General Freyberg sowohl physisch als auch moralisch schnell von ihren Verlusten in Griechenland. Die griechischen, britischen, australischen und vor allem neuseeländischen Infanteristen erwiesen sich als an Buschland gewöhnte Scharfschützen.
Kurz gesagt: Es waren ernstzunehmende Gegner. Sie wurden häufig von der in aller Eile mit Waffen ausgestatteten kretischen Bevölkerung unterstützt und verstärkt, die aktiv an den Kämpfen teilnahm.

Der Einsatz der deutschen Luftstreitkräfte

Die Luftwaffe hatte fünf wichtige Aufträge:

  1. Sie sollte das Fehlen signifikanter deutscher Seestreitkräfte im Mittelmeer ausgleichen und die britische Flotte in den Gewässern im Norden Kretas ausschalten. Die britische Flotte konnte zwar zwei deutsche Geleitzüge aufbringen und einen Geleitzug mit schwerem Gerät vom Ziel abbringen, doch sie konnte weder das Eintreffen von Verstärkungskräften noch den Nachschub für die Garnison und auch nicht deren vollständige Evakuierung gewährleisten. Diese Schlacht endete für die britische Flotte mit dem Verlust einer beachtlichen Tonnage:
    • 3 Kreuzer und 4 Zerstörer wurden versenkt,
    • 13 Schiffe wurden schwer beschädigt, darunter der einzige Flugzeugträger der Mittelmeerflotte.
  2. Sie sollte die Lufthoheit erobern und halten. Ab dem 16. Mai gab es in dieser Region keine britischen Jagdflieger mehr. Der Schwerpunkt lag nun auf der Zerstörung der Flugabwehr- und Boden-Boden-Batterien. Die Luftbedrohung der Garnison auf Kreta war so groß, dass die Briten sämtliche Feldbefestigungsaktivitäten am Tag einstellten. Sie lernten schnell, sich im sandigen Boden einzurichten, wo die Wirkung der Bomben nicht so tödlich war wie in den Felsen.
  3. Die deutsche Luftaufklärung war trotz ihres großen Einsatzwillens (und der Opfer, die sie bereit war, dafür einzugehen) nicht in der Lage, dem Befehlshaber ein klares militärisches Lagebild der Insel zu vermitteln. Die Bildaufklärung war angesichts der feindlichen Tarnung ein Misserfolg. Die Sichtaufklärung in niedriger Höhe forderte hohe Verluste (die Chefs der drei eingesetzten Staffeln wurden abgeschossen). So unterschätzte der deutsche Nachrichtendienst, der über keine Agenten auf Kreta verfügte, die Stärke der Verteidiger um zwei Drittel. Dementsprechend groß war die Überraschung beim Angriff!
  4. Die deutsche Luftwaffe sollte den Bodentruppen Feuerunterstützung geben. Die fehlende Artillerie sollte durch massive Bombardierungen der feindlichen Stellungen ersetzt werden. Doch der wenn auch sehr wichtige Erstangriff am Morgen des 20. Mai löste sich in nichts auf.
    Angesichts der unzureichenden Aufklärung und der guten Tarnung der Verteidiger wurden die britischen Kräfte so gut wie nicht getroffen. Die Wirkung der Bombardierungen wurde außerdem dadurch verringert, dass das Absetzen von Fallschirmjägern nicht immer gleichzeitig erfolgte. Nach den Kämpfen zeigte sich, dass die Jagdbomber häufig nicht in der Lage waren, die Flugabwehrkanonen und die Artillerie auszuschalten, da sie sie nicht orten konnten. So erwies es sich am zweiten Kampftag als absolut erforderlich, eine britische Batterie zu vernichten, die immer noch das Flugfeld von Maleme unter Beschuss nahm. Drei Jagdbomber landeten auf der Piste des Flugplatzes von Maleme. Ihr Führer stieg aus seinem Flugzeug aus, erreichte die Höhe 107, ortete die Stellung dieser Batterie und stieg dann wieder hinab. Die Flugzeuge hoben wieder ab und griffen die Batterie mit Maschinengewehren an.
    Doch auch der Elan und der Mut der Flieger konnten das präzise Feuer der Mörser und Artillerie nicht ersetzen.
    Die Lage verbesserte sich ab dem dritten Tag mit dem Eintreffen eines Gebirgs-Artillerie-Bataillons in Maleme.
  5. Die Luftwaffe sollte den Transport der kämpfenden Truppe und deren Nachschub auf dem Luftweg gewährleisten.
    Die Transportflugzeuge legten 2.400.000 Kilometer zurück und beförderten 23.000 Mann, 500 Kanonen und Mörser, 5.000 Waffenbehälter, 700 Kräder und 1.100 Tonnen logistisches Gerät/Material. Sie evakuierten außerdem 3.200 Verwundete, eine bemerkenswerte Leistung für diese Zeit.

 

 

Die Flüge wurden vom Gefechtsstand der Luftflotte 4 in Griechenland koordiniert.
Die Bomber starteten von Bulgarien aus, die Transportflugzeuge verließen ihre Stützpunkte in Richtung Athen und die Jagdbomber starteten von entfernteren Flugplätzen aus.

Insgesamt starteten 1.100 Flugzeuge verschiedenen Typs von 12 verschiedenen Flugplätzen aus.

 

Die Führung

 

Die deutschen Fallschirmjäger wurden von jungen, sehr dynamischen Offizieren geführt, die immer an der Spitze ihrer Truppe standen. Jeder Soldat kannte den Auftrag seiner Einheit gut und war in der Lage, den Auftrag seines Nachbarn zu erfüllen. Die Deutschen mussten sehr schwere Verluste bei ihrem Führungspersonal hinnehmen. So waren beispielsweise die beiden einzigen Generäle der Fallschirmjäger in der ersten Stunde kampfunfähig. An mehreren Orten waren die Ärzte die letzten lebenden Offiziere der Einheit, die die Führung übernahmen und zum Angriff antraten.

 

Auf britischer Seite war die Führungshierarchie oftmals kompliziert und starr. Marinesoldaten, Flieger und Infanteristen verteidigten zwar den selben Sektor in Maleme, doch unterstanden nicht der gleichen Führung. Die Vorgesetzten blieben im Gefechtsstand anstelle sich ins Zentrum der Gefechte zu begeben. So verließ der Kommandeur der 2. Neuseeländischen Division zwei Tage lang nicht seinen Gefechtsstand.
Der Gefechtsstand der 5. Brigade, die Maleme verteidigte, befand sich nicht im Zentrum der zu sichernden Schlüsselposition – der Flughafen und die Höhe 107 -, sondern im östlichen Teil des Brigadesektors, der nur von schwachen Kräften angegriffen wurde. Der Kommandeur machte sich ein falsches Bild von der Lage seiner Brigade. Er weigerte sich zwei Mal, einen Gegenangriff in einem günstigen Moment zu starten, um die Lage in Maleme zu bereinigen.

Einsatz von Reservekräften

Die deutsche Führung war überzeugt, dass die Fallschirmjäger mindestens einen Flugplatz schnell einnehmen könnten. Also musste dort die 5. Gebirgs-Division, die als Hauptreserve betrachtet werden konnte, eingesetzt werden. Am Ende des ersten Tages war die Kontrolle über einen Flugplatz nicht gewährleistet. Die Kampfeinheiten der noch verfügbaren Fallschirmjäger-Division mussten von überall her zusammengezogen werden.
So konnten am zweiten Tag ein schnell zusammengestelltes Bataillon und 4 Kompanien, die ursprünglich für die zweite Welle am ersten Tag vorgesehen waren, aber dann in Griechenland blieben, in der Region Maleme abgesetzt werden.

 

Auf britischer Seite sah die Lage wie folgt aus.
In Ermangelung einer Straße auf der Insel und angesichts der Tatsache, dass die Engländer aufgrund der Luftüberlegenheit der Deutschen keine Kräfte und Mittel verlegen konnten, hatten sie unter dem Befehl von General Freyberg keine bedeutende Reserve gebildet. Diese hätte sicherlich einen nur noch mit schwachen Kräften gehaltenen Brückenkopf niederkämpfen können.

 

Aufgrund der gleichzeitig erfolgten Angriffe der Deutschen, war jeder britische Verband somit auf sich allein gestellt und konnte nicht mit Verstärkung rechnen. Die vierzig verfügbaren Panzer wurden auf vier Sektoren aufgeteilt. Doch die Kommandeure der verschiedenen Sektoren bildeten lokale Reserven in der Nähe der wenigen verfügbaren Panzer.

Diese Reserven wurden zum Glück für die Deutschen nicht im geeigneten Moment eingesetzt.

 

Verbindungen

 

Die Deutschen stellten ihre Verbindungen über Funk her. Viele Funkgeräte, d.h. die Röhren, wurden beim Auftreffen auf dem felsigen Boden oder durch die Wirkung des feindlichen Feuers beschädigt. In den ersten Tagen kamen zur kritischen Lage der Sturmkräfte noch Verbindungsprobleme hinzu. Somit war es für die jeweiligen Führungsebenen schwierig, sich ein genaues Bild von der Lage auf ihrer Ebene zu machen.
Die ersten Meldungen des Regiments in Maleme gingen erst sieben Stunden nach Angriffsbeginn beim Gefechtsstand des Armeekorps ein. Zudem erschwerte das gebirgige Gelände die Verbindung und erforderte die Einrichtung von Relaisfunkstellen.

Zur Lösung dieser Verbindungsprobleme musste das Armeekorps Verbindungsoffiziere mit Funkgeräten schicken. Die Bataillone waren gezwungen, Verbindungspatrouillen in Zugstärke zu bilden, die sich zum Regimentsgefechtsstand durchkämpfen mussten.

 

Die Engländer nutzten von der Brigade aus, die nicht eingegraben war, das zivile und militärische Telefonnetz. Dieses wurde durch die Bombardierungen, die dem deutschen Angriff vorausgingen, schnell ausgeschaltet. Es gab zwar wenig Funkgeräte, doch diese bewährten sich, da die Briten genügend Zeit hatten, um das Netz einzurichten, zu prüfen und zu verbessern.

 

 

Transportmittel

 

Ich möchte hier kurz über den von den Luftlandetruppen verwendeten Lastensegler sprechen.
(Lastensegler vom Typ DFS 230, der von den Fallschirmjägern des Sturm-Regiments in Maleme und Chania eingesetzt wurde. (60 wurden von Ju 52 oder Bombern geschleppt))

Er wurde erstmalig bei der Eroberung der belgischen Festung Eben-Emael im Mai 1940 eingesetzt und sorgte dort für eine große Überraschung. Er konnte 2 Piloten und 8 Soldaten oder eine Nutzlast von 1.000 kg transportieren. Der Lastensegler wurde von einem Bomber oder einem Transportflugzeug geschleppt.
Das dreimotorige Transportflugzeug J 52, das 15 Fallschirmspringer transportieren konnte, hatte sich bereits vor dem Krieg bewährt. Es handelte sich um ein einfaches und robustes Flugzeug, das auch in der französischen Armee bekannt war und von dieser in Indochina und Algerien eingesetzt wurde (5[1]30!).
Die Deutschen setzten Lastensegler in Maleme ein, um gut aufgeklärte Ziele überfallartig anzugreifen, um beispielsweise Flugabwehrgeschütze, verstärkte Stellungen usw. auszuschalten. Das Flugzeug landete in ca. 20 Metern Entfernung von der feindlichen Stellung und die Besatzung konnte mir ihren schweren Waffen ihr Ziel unmittelbar angreifen.
Das Sturm-Regiment war darauf ausgelegt, Risiken im Kampf einzugehen und Verluste waren angesichts des Überraschungsmoments einkalkuliert.

 

Lastensegler wurden auch von den Angelsachsen nach Kreta erfolgreich eingesetzt. Doch der Truppen-Lastensegler wurde in den 1950er Jahren durch den Hubschrauber ersetzt. Allerdings war es mit diesem verwundbaren und wertvollen Luftfahrzeug nicht möglich, sich lautlos dem Ziel zu nähern und die Verteidiger zu überraschen.

 

 

Kampfbedingungen

Es lohnt sich, näher auf die extrem harten Bedingungen einzugehen, unter denen diese Operationen stattfanden. Zum Zeitpunkt des Absetzens herrschte auf Kreta ein ziemlich starker Wind. Aus Furcht, aufs Meer abgetrieben zu werden, forderten die Einheitsführer die Piloten auf, die Fallschirmjäger weiter entfernt vom Strand abzusetzen, als ursprünglich geplant. So wurden einige Fallschirmjäger von ihren Kameraden getrennt oder landeten im Gebirge oder schlimmer noch inmitten der britischen Stellungen. Diejenigen, die ohne Zwischenfall landeten, mussten sich schnell ihres Gurtzeugs entledigen. Doch dies war kompliziert, dauerte 80 Sekunden und konnte nur im Stehen durchgeführt werden. Das automatische Aushaken war noch nicht bekannt. Die Fallschirmjäger waren nur mit einer 9mm-Pistole und 8 Handgranaten bewaffnet. Die Handwaffen befanden sich in einer Waffenkiste, die in einem feindlichen Umfeld gefunden werden musste. Die schwersten Verluste erlitten die Fallschirmjäger jedoch in den ersten Minuten am Boden.

In Maleme sprangen die Gebirgsjäger inmitten von Staubwolken ab, die von den Propellern erzeugt wurden. Die Kugeln pfiffen nahe an ihnen vorbei und Geschosse schlugen ein. In den folgenden Tagen ging es in die Berge und die Männer mit ihren dicken Uniformen litten schrecklich unter der Hitze. Es gab weder Wasser noch Schatten.

Es wurden keine Maultiere mitgenommen, so dass die Infanterie über keinerlei Transportmittel verfügte. Die gesamte Ausrüstung musste auf dem Rücken getragen werden einschließlich schwerer Waffen, Verpflegung und Munition. Die Wege waren kaum markiert und das inmitten von Heideland sowie rauen und nackten Felsen. Doch es gab ein vor Ort beschlagnahmtes Transportmittel: ein griechischer Esel.

 

Schlussfolgerung/Zusammenfassung

 

Der Kampf um die Eroberung Kretas war ein spektakuläres militärisches Ereignis, das insbesondere die Merkmale, aber auch die Schwierigkeiten und Risiken einer Luftlandeoperation deutlich gemacht hat:

  • ein strategisches Ziel in der Tiefe der feindlichen Stellungen,
  • Notwendigkeit einer gründlichen Vorbereitung und Planung,
  • gute Erkenntnisse,
  • Beherrschung des Luftraums,
  • flexible Führung,
  • gute Koordinierung und gute Verbindungen,
  • und schließlich eine gut ausgebildete Truppe, die auf die Risiken des Kampfes eingestellt ist.

Die Eroberung Kretas kann als großer Erfolg auf taktischer Ebene betrachtet werden. Jedoch machten sich die Deutschen in der Folge die Vorteile der militärischen Stützpunkte auf Kreta im Krieg gegen Großbritannien nicht mehr zunutze. Die ca. 28.000 Soldaten, die nach Ägypten flüchteten, traten später General Rommel als Gegner in Nordafrika gegenüber.
Und General Freyberg traf 1944 in Monte Cassino erneut auf die deutschen Fallschirmjäger.
So erwies sich dieser Sieg auf taktischer Ebene letztendlich als strategischer Misserfolg und Churchill hatte in gewissem Maße Recht, wenn er diesen Sieg als „Pyrrhussieg“ bezeichnete.
Der Preis für die deutsche Besetzung Kretas war der Verlust des Kerns einer Elitetruppe, die sicherlich woanders hätte entscheidungsbringend eingesetzt werden können.
Außerdem sah sich Hitler durch diese schweren Verluste veranlasst, künftig auf einen umfangreichen Einsatz dieser Art zu verzichten. So äußerte er gegenüber dem Kommandierenden General des XI. Fliegerkorps, General Student:
„Kreta hat gezeigt, dass die Zeit der Luftlandetruppen vorbei ist. Und zwar deshalb, weil die Fallschirmjägertruppe vom Überraschungsmoment lebt, doch dieses ist jetzt abgenutzt.“
Hier irrt sich Hitler und berücksichtigt nicht die falsche Einschätzung der Lage zu Beginn der Operation. Und er unterschätzte natürlich die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens.
1944 hatten die deutschen Fallschirmjäger eine Stärke von neun Divisionen, doch sie wurden nur als spezialisierte Infanteristen an vorderster Front in Russland, Nordafrika, Sizilien, in Monte Cassino und in der Normandie eingesetzt.

Jedoch wurde die Einnahme der Insel in der damaligen Propaganda trotz der Verluste als „ruhmvolle Tage für die Fallschirmjäger“ bezeichnet.

Ich persönlich glaube, dass diese ruhmvollen Tage hier einem Versagen der Führung geschuldet sind, um es mit den Worten von Generalleutnant Werner von Fritsch auszudrücken, der 1936 Oberbefehlshaber des Heeres war.

Dagegen entdeckten die Alliierten auf Kreta die Einsatzmöglichkeiten der Luftlandetruppen.
Für mich stellt Kreta also den Beginn der Entstehung von Luftlandekräften dar. Im Zweiten Weltkrieg hatten amerikanische und britische Luftlandekräfte eine Stärke von zwei Armeekorps.
Es ist erstaunlich, dass die sowjetischen Luftlandekräfte mit Ausnahme einiger kleinerer Operationen selten im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurden.
Nach dem Krieg reduzierten die Angelsachen nach und nach ihre Luftlandekräfte auf eine Division bei den Amerikanern und eine Brigade bei den Briten, während die Luftlandekräfte der Sowjets auf sieben Divisionen aufwuchsen, wobei zwei von ihnen überall in Europa abgesetzt werden können.

Ich möchte meinen Vortrag mit einem Zitat von General Moltke beenden. Dieser wusste noch nichts über Luftlandeoperationen und auch nicht über deren Schwierigkeiten. Doch er stellte bereits fest:
„Erfolg oder Misserfolg eines Feldzugs entscheiden sich bereits während seiner Vorbereitung“.

 

  • Dies beendet meinen Vortrag –

 

Die Kommandeure der beiden ersten deutschen Fallschirmjäger-Bataillone waren schnell gezwungen, sich mit ihren Ansichten auseinanderzusetzen und festzustellen, dass diese in Bezug auf die Einsatzgrundsätze der Luftlandetruppen vollkommen unterschiedlich waren, obwohl sie sich meiner Meinung nach eher ergänzten.
Oberstleutnant Richard Heidrich, der sicherlich ein konservativerer Soldat war als sein Counterpart von der Luftwaffe, Oberstleutnant Bruno Bräuer, sagte:
„Die Fallschirmjäger müssen Elite-Infanteristen sein und nichts anderes. Das gesamte Heer vertritt diese Meinung. Sie haben nur dann eine Zukunft, wenn sie in enger Zusammenarbeit mit den restlichen Truppen eingesetzt werden, um den Gegner zu umfassen oder einen Kunstbau einzunehmen. Wir werden zwar Spezialisten des Handstreichs sein, doch wir können nicht isoliert handeln“.

Dagegen erläuterte Oberstleutnant Bräuer:
„Die Fallschirmjäger können keine Kämpfer wie die anderen sein. Ihr wahrer Auftrag ist weniger die Aufgabe einer Elite-Infanterie, sondern die Führung eines bisher vollkommen unbekannten Krieges. Unsere Männer müssen Aufträge weit entfernt beim Feind durchführen. Sabotage hinter den Linien, Zerstörung von militärischen Zielen und sie müssen auch Menschen töten, wenn es ihnen gelingt, sich in die Stäbe einzuschleichen. Das wird ihre Rolle sein: Schrecken beim Feind zu verbreiten mit allen verfügbaren Mitteln“.

[1] A.d.Ü.: Es konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich bei dieser Zahl um ein „5“ handelt.

Lastensegler wurden auch von den Angelsachsen nach Kreta erfolgreich eingesetzt. Doch der Truppen-Lastensegler wurde in den 1950er Jahren durch den Hubschrauber ersetzt. Allerdings war es mit diesem verwundbaren und wertvollen Luftfahrzeug nicht möglich, sich lautlos dem Ziel zu nähern und die Verteidiger zu überraschen.

 

 

Kampfbedingungen

Es lohnt sich, näher auf die extrem harten Bedingungen einzugehen, unter denen diese Operationen stattfanden. Zum Zeitpunkt des Absetzens herrschte auf Kreta ein ziemlich starker Wind. Aus Furcht, aufs Meer abgetrieben zu werden, forderten die Einheitsführer die Piloten auf, die Fallschirmjäger weiter entfernt vom Strand abzusetzen, als ursprünglich geplant. So wurden einige Fallschirmjäger von ihren Kameraden getrennt oder landeten im Gebirge oder schlimmer noch inmitten der britischen Stellungen. Diejenigen, die ohne Zwischenfall landeten, mussten sich schnell ihres Gurtzeugs entledigen. Doch dies war kompliziert, dauerte 80 Sekunden und konnte nur im Stehen durchgeführt werden. Das automatische Aushaken war noch nicht bekannt. Die Fallschirmjäger waren nur mit einer 9mm-Pistole und 8 Handgranaten bewaffnet. Die Handwaffen befanden sich in einer Waffenkiste, die in einem feindlichen Umfeld gefunden werden musste. Die schwersten Verluste erlitten die Fallschirmjäger jedoch in den ersten Minuten am Boden.

In Maleme sprangen die Gebirgsjäger inmitten von Staubwolken ab, die von den Propellern erzeugt wurden. Die Kugeln pfiffen nahe an ihnen vorbei und Geschosse schlugen ein. In den folgenden Tagen ging es in die Berge und die Männer mit ihren dicken Uniformen litten schrecklich unter der Hitze. Es gab weder Wasser noch Schatten.

Es wurden keine Maultiere mitgenommen, so dass die Infanterie über keinerlei Transportmittel verfügte. Die gesamte Ausrüstung musste auf dem Rücken getragen werden einschließlich schwerer Waffen, Verpflegung und Munition. Die Wege waren kaum markiert und das inmitten von Heideland sowie rauen und nackten Felsen. Doch es gab ein vor Ort beschlagnahmtes Transportmittel: ein griechischer Esel.

 

Schlussfolgerung/Zusammenfassung

 

Der Kampf um die Eroberung Kretas war ein spektakuläres militärisches Ereignis, das insbesondere die Merkmale, aber auch die Schwierigkeiten und Risiken einer Luftlandeoperation deutlich gemacht hat:

  • ein strategisches Ziel in der Tiefe der feindlichen Stellungen,
  • Notwendigkeit einer gründlichen Vorbereitung und Planung,
  • gute Erkenntnisse,
  • Beherrschung des Luftraums,
  • flexible Führung,
  • gute Koordinierung und gute Verbindungen,
  • und schließlich eine gut ausgebildete Truppe, die auf die Risiken des Kampfes eingestellt ist.

Die Eroberung Kretas kann als großer Erfolg auf taktischer Ebene betrachtet werden. Jedoch machten sich die Deutschen in der Folge die Vorteile der militärischen Stützpunkte auf Kreta im Krieg gegen Großbritannien nicht mehr zunutze. Die ca. 28.000 Soldaten, die nach Ägypten flüchteten, traten später General Rommel als Gegner in Nordafrika gegenüber.
Und General Freyberg traf 1944 in Monte Cassino erneut auf die deutschen Fallschirmjäger.
So erwies sich dieser Sieg auf taktischer Ebene letztendlich als strategischer Misserfolg und Churchill hatte in gewissem Maße Recht, wenn er diesen Sieg als „Pyrrhussieg“ bezeichnete.
Der Preis für die deutsche Besetzung Kretas war der Verlust des Kerns einer Elitetruppe, die sicherlich woanders hätte entscheidungsbringend eingesetzt werden können.
Außerdem sah sich Hitler durch diese schweren Verluste veranlasst, künftig auf einen umfangreichen Einsatz dieser Art zu verzichten. So äußerte er gegenüber dem Kommandierenden General des XI. Fliegerkorps, General Student:
„Kreta hat gezeigt, dass die Zeit der Luftlandetruppen vorbei ist. Und zwar deshalb, weil die Fallschirmjägertruppe vom Überraschungsmoment lebt, doch dieses ist jetzt abgenutzt.“
Hier irrt sich Hitler und berücksichtigt nicht die falsche Einschätzung der Lage zu Beginn der Operation. Und er unterschätzte natürlich die Schwierigkeiten eines solchen Unternehmens.
1944 hatten die deutschen Fallschirmjäger eine Stärke von neun Divisionen, doch sie wurden nur als spezialisierte Infanteristen an vorderster Front in Russland, Nordafrika, Sizilien, in Monte Cassino und in der Normandie eingesetzt.

Jedoch wurde die Einnahme der Insel in der damaligen Propaganda trotz der Verluste als „ruhmvolle Tage für die Fallschirmjäger“ bezeichnet.

Ich persönlich glaube, dass diese ruhmvollen Tage hier einem Versagen der Führung geschuldet sind, um es mit den Worten von Generalleutnant Werner von Fritsch auszudrücken, der 1936 Oberbefehlshaber des Heeres war.

Dagegen entdeckten die Alliierten auf Kreta die Einsatzmöglichkeiten der Luftlandetruppen.
Für mich stellt Kreta also den Beginn der Entstehung von Luftlandekräften dar. Im Zweiten Weltkrieg hatten amerikanische und britische Luftlandekräfte eine Stärke von zwei Armeekorps.
Es ist erstaunlich, dass die sowjetischen Luftlandekräfte mit Ausnahme einiger kleinerer Operationen selten im Verlauf des Zweiten Weltkriegs eingesetzt wurden.
Nach dem Krieg reduzierten die Angelsachen nach und nach ihre Luftlandekräfte auf eine Division bei den Amerikanern und eine Brigade bei den Briten, während die Luftlandekräfte der Sowjets auf sieben Divisionen aufwuchsen, wobei zwei von ihnen überall in Europa abgesetzt werden können.

Ich möchte meinen Vortrag mit einem Zitat von General Moltke beenden. Dieser wusste noch nichts über Luftlandeoperationen und auch nicht über deren Schwierigkeiten. Doch er stellte bereits fest:
„Erfolg oder Misserfolg eines Feldzugs entscheiden sich bereits während seiner Vorbereitung“.

 

  • Dies beendet meinen Vortrag –

 

 

Die Kommandeure der beiden ersten deutschen Fallschirmjäger-Bataillone waren schnell gezwungen, sich mit ihren Ansichten auseinanderzusetzen und festzustellen, dass diese in Bezug auf die Einsatzgrundsätze der Luftlandetruppen vollkommen unterschiedlich waren, obwohl sie sich meiner Meinung nach eher ergänzten.
Oberstleutnant Richard Heidrich, der sicherlich ein konservativerer Soldat war als sein Counterpart von der Luftwaffe, Oberstleutnant Bruno Bräuer, sagte:
„Die Fallschirmjäger müssen Elite-Infanteristen sein und nichts anderes. Das gesamte Heer vertritt diese Meinung. Sie haben nur dann eine Zukunft, wenn sie in enger Zusammenarbeit mit den restlichen Truppen eingesetzt werden, um den Gegner zu umfassen oder einen Kunstbau einzunehmen. Wir werden zwar Spezialisten des Handstreichs sein, doch wir können nicht isoliert handeln“.

Dagegen erläuterte Oberstleutnant Bräuer:
„Die Fallschirmjäger können keine Kämpfer wie die anderen sein. Ihr wahrer Auftrag ist weniger die Aufgabe einer Elite-Infanterie, sondern die Führung eines bisher vollkommen unbekannten Krieges. Unsere Männer müssen Aufträge weit entfernt beim Feind durchführen. Sabotage hinter den Linien, Zerstörung von militärischen Zielen und sie müssen auch Menschen töten, wenn es ihnen gelingt, sich in die Stäbe einzuschleichen. Das wird ihre Rolle sein: Schrecken beim Feind zu verbreiten mit allen verfügbaren Mittel

.