MHM Sonderausstellung "Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger"

Förderverein „Museum der Deutschen Fallschirmjägertruppe
und der Gemeinde Altenstadt/Obb." e.V.



Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kameraden!

Im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden wird ab April 2021 bis Januar 2022 eine Sonderausstellung “Hitlers Elitetruppe? Mythos Fallschirmjäger” gezeigt. Parallel zur eigentlichen Ausstellung in Dresden ist eine inhaltlich abgeleitete Plakatausstellung erarbeitet worden, die auf Anforderung an Bundeswehr-Standorten
präsentiert werden kann.

Im Vorfeld der Ausstellung hatte der Kurator, Dr. Magnus Pahl, Interesse an Objekten unserer Militärgeschichtlichen Sammlung in Altenstadt gezeigt. Dabei wurde er vom Förderverein und dem Ausbildungsstützpunkt Luftlande/Lufttransport bereitwillig
unterstützt (Einzelheiten siehe Mitgliederinformation vom 29. August 2020), sodass
einige unserer “Schätze” in Dresden im Rahmen der Ausstellung zu sehen sein werden.
Auch der Bund Deutscher Fallschirmjäger (BDF) war früh mit einbezogen worden. Sein
Präsident, Generalleutnant a.D. Hans Werner Fritz, hatte den Kurator mit BDF-Expertise
beraten. Dr. Magnus Pahl hat sich 2019 als Kurator einer Ausstellung zum 20. Juli 1944
einen guten Namen gemacht. Da er darüber hinaus als ehemaliger Offizier auftrat und die
Ausstellung an “unserem” Museum stattfinden sollte, hat sich verständlicherweise
zunächst niemand der Beteiligten ernsthafte Gedanken um die inhaltliche Ausrichtung
und Seriosität des Vorhabens gemacht.

Das änderte sich vor einigen Wochen mit der medialen Ankündigung der Ausstellung
und der Veröffentlichung der Plakate im Netz. Dabei wurde deutlich, dass hier ein
Zerrbild der Fallschirmjägertruppe gezeichnet werden soll, das ich mit meinen eigenen,
etwas drastischen Worten wie folgt zusammenfassen möchte:

Die Fallschirmjägertruppe rekrutierte sich überwiegend aus Görings SA- und Polizeischergen der frühen 30er Jahre ohne militärische Expertise und aus weiteren NS-Organisationen. Das Profil der Truppe entsprang eher allgemeinen NS-Vorstellungen und Görings Geltungssucht als militärischer Zweckmäßigkeit. Ihre militärischen Leistungen im Krieg wurden fast ausschließlich auf Nebenkriegsschauplätzen erbracht und waren höchst zweifelhaft, wurden aber von der NS Propaganda zu großartigen Siegen stilisiert. Sie war stark in Kriegsverbrechen involviert. Ihre "Helden" waren durch Goebbels oder sich selbst "inszeniert" etc. pp. Nach dem Krieg gelang es, diesen Fallschirmjäger-Ungeist zu erhalten und in die frühe Bundeswehr zu transportieren.

Soweit meine Zusammenfassung der Zielrichtung der Ausstellung, wie ich sie aufgrund
der Ankündigungen verstanden habe. Der Titel „Hitlers Elitetruppe?“ ist übrigens m.E.
ziemlich unpassend, weil Dr. Pahl die Fallschirmjäger vielmehr ausdrücklich als Görings Ziehkinder und Goebbels´ Lieblinge beschreibt, während Hitler selbst, wie er schreibt, nie besonders viel von dieser Truppe gehalten habe.

Der Kurator geht sehr geschickt vor, seine Fakten sind höchst einseitig, aber
unangreifbar, genau wie seine Formulierungen. Was nicht auf seiner Linie liegt, wird
ignoriert. Immerhin, für uns sehr wichtig: die Ausstellung beinhaltet keine Diffamierung
der heutigen Fallschirmjägertruppe, des gegenwärtigen BDF oder unseres Fördervereins.

Ich habe in dieser Angelegenheit Verbindung mit dem Vorstand des BDF aufgenommen,
um zu einer gemeinsamen Position und Reaktion zu kommen. Mit GenLt a.D. Fritz bin
ich mir grundsätzlich in der Bewertung der Ausstellung einig. Wir sind jedoch
übereingekommen, keinen Versuch zu unternehmen, auf die Gestaltung der Ausstellung
direkten Einfluss auszuüben, etwa durch vorzeitige Rücknahme von Exponaten. Auch ein
Aufruf zum Boykott oder andere Gesten der Empörung wären wenig hilfreich. Besser sei
es, in Dresden Flagge zu zeigen, sich selbst ein Bild von der Ausstellung zu machen und
ggf. die eigene Sicht der Dinge im Gespräch, im Gästebuch, im Netz etc. unaufgeregt
deutlich zu machen. Der Schwerpunkt unserer Argumentation sollte dabei auf einer
sachlichen und ausgewogeneren Darstellung der Aufbaugeneration der Bundeswehr-
Fallschirmjägertruppe liegen, denn damit würden wir eine anerkannte Traditionslinie der
Bundeswehr verteidigen (und zugleich dem großen Ganzen dienen). GenLt a.D. Fritz
erwägt dazu einen Namensartikel in einer auflagenstarken militärischen Zeitschrift zu
veröffentlichen. Zudem habe ich Verbindung zu Prof. Dr. Sönke Neitzel aufgenommen,
der zur offiziellen Eröffnung der Ausstellung (falls Corona diese zulässt) als Festredner
geladen wurde. Ich habe ihm unsere Einschätzung mitgeteilt und er hat mir versichert,
„treffende Worte“ zu finden.

Mit diesem Brief möchte ich Sie auf die Ausstellung einstimmen, Sie bitten, meinen Kurs
in dieser Angelegenheit grundsätzlich zu unterstützen und, trotz allem, die Ausstellung
nach Möglichkeit zu besuchen und in geeigneter Form zu kommentieren. Wir sollten
dabei auch darauf vertrauen, dass unsere ausgestellten Exponate auf die Besucher „aus
sich heraus“ wirken, unabhängig davon, was auf irgendwelchen Tafeln dazu geschrieben
wird.

Für Anmerkungen, Hinweise und gute Ideen aus Ihrem Kreis wäre ich sehr dankbar.

Mit einem herzlichen „Glück ab“!

Stefan Geilen, Brigadegeneral
1. Vorsitzender

Letzte Aktualisierung dieses
Beitrags: 08.04.2021

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